Grappa – Der Digestif Italiens

Italienischer digestivo: Grappa

Der klassische italienische digestivo: Grappa

„Wein ist die Poesie der Erde, Grappa ihre Seele.“ In diesem Zitat des italienischen Schriftstellers und Regisseurs Mario Soldati (1906-1999) steckt die ganze Liebe und Hingabe, die es braucht, um eine so außergewöhnliche Spirituose zu produzieren.

Zugleich macht sie die Abhängigkeit der beiden deutlich. Denn wo kein Wein, da auch kein Grappa.

Der Traditionsschnaps wird aus Weintrestern hergestellt, also den Rückständen, die nach dem Pressen der Trauben in der Weinpresse zurückbleiben. Durch Destillation gewinnt man aus dem Trester hochwertigen Alkohol – den Grappa. Sein Alkoholgehalt liegt mindestens bei 37,5 Prozent. Der Maximalgehalt liegt normalerweise bei 60 Prozent, mitunter aber auch mal darüber.

Ein guter Grappa sollte einen kräftigen, fruchtigen Geschmack haben und sich im Gaumen trotzdem samtig und angenehm anfühlen. Der klare Brand ist ein wunderbarer Abschluss eines geselligen Menüs mit Antipasti, Pasta und Co.

Für den perfekten Genuss ist die richtige Serviertemperatur ausschlaggebend. Junge, liebliche Grappas sollten mit einer Temperatur zwischen 8 bis 10 Grad getrunken werden, alte, kräftigere Sorten bei 16 bis 18 Grad.

Auch das Glas beeinflusst den Grappa-Genuss. Sein Aroma kann sich am besten in einer filigranen Tulpenform entfalten, die sich nach oben leicht öffnet.

Grappa – Vom Bauernschnaps zur Edelspirituose

Die besten Ideen werden aus Mangel geboren. So geht auch die Kreation des Grappas auf die „arme“ Küche Italiens zurück. Wer wenig hat, wirft nichts weg, sondern versucht, alles weiter zu verwerten. Besonders, wenn es sich um den Trester handelt, der bei der Produktion köstlicher Weine anfällt.

Guter Grappa zeichnet sich durch seine Fruchtaromen aus. Daher benötigt man immer den frischesten Trester. Hat dieser den Destillationsprozess durchlaufen, entsteht daraus hochwertiger Alkohol – der Grappa. Dank der vielen verschiedenen Rebsorten, die in Italien angebaut werden, ist auch die Grappa-Vielfalt enorm.

Überall in Italien wird Grappa gebrannt, doch die Hochburgen liegen in Venetien, im Friaul und Piemont sowie im Aosta-Tal. Selbst innerhalb einer Region können völlig gegensätzliche Destillate hergestellt werden, je nachdem, welche Weintrauben verwendet werden.

Was ist was? – Klassifizierung des Grappa

Grappa ist ein Tresterbrand, der so nur aus Italien stammt. Spätestens mit der Destillation nach Rebsorten begann für den Grappa der Aufstieg zum Edelschnaps. Zu den bekanntesten Herstellern zählen Namen wie Nonino, Nardini, Poli und Molinari.

Weiße Traubensorten gelten als milder, vielschichtiger und komplexer im Aroma. Hierzu zählen Muskateller, Gewürztraminer, Sauvignon oder Riesling. Grappas aus roten Trauben wie etwa Cabernet, Merlot oder Lagrein sind vom Aroma zunächst verhalten, entwickeln aber am Gaumen ihre gesamte Fülle und Finesse.

Ein weiterer Aspekt ist die anschließende Lagerung des Destillats. Besonders beliebt sind Grappas aus dem Holzfass. Sowohl die Größe als auch die Holzsorte beeinflussen das Aroma.

„Grappa giovane“ – Junger Grappa:
Eine Bezeichnung, die kurioserweise nichts mit der Dauer der Lagerung zu tun hat. Sein Geschmack wird ausschließlich durch die Rebsorte, die Art der Gärung und das Destillationsverfahren bestimmt.

„Grappa affinata in legno“ – im Holzfass verfeinerter Grappa:
Die Lagerung im Holzfass ist an einer leichten Färbung erkennbar, auch geschmacklich macht sich eine leichte Holznote deutlich bemerkbar.

„Grappa vecchia“ oder „Grappa invecchiata“ – im Holzfass gereifter Grappa:
Ein Tresterbrand dieser Kategorie muss mindestens zwölf Monate im Holzfass gelagert worden sein. Ist der Grappa mindestens 18 Monate gereift, darf er sich „Riserva“ oder „Stravecchia“ nennen.
Bild: © Thinkstock, 179212423, iStock, Gutzemberg

Vom 02.06.2015  |  Kategorie: