Wermut: Das Getränk, das 007 seinen Martini ermöglicht
Dafür sorgte schon alleine Film-Agent James Bond: Sein bevorzugtes Getränk, der Martini-Cocktail („Geschüttelt, nicht gerührt!“), basiert auf Wermut. Wie übrigens eine ganze Reihe anderer Cocktail-Klassiker auch, etwa der Negroni und Manhattan. Wir erzählen die Geschichte des Wermuts, des Getränks, das dem berühmt-berüchtigten „Wermutstropfen“ seinen Namen gab. Die Geschichte hat eine ganze Menge mit Italien zu tun.
Was zeichnet Wermut als Getränk aus?
Wermut ist letztlich nichts anderes als ein Wein, dessen Gärungsprozess unterbrochen wurde, um ihn mit Alkohol anzureichern – der Fachmann nennt das „aufspriten“. Das Ganze wird dann noch mit Zucker und verschiedenen Kräutern versetzt. Bei den Kräutern wiederum sticht besonders das Wermutkraut hervor, botanischer Name Artemisia absinthium. Wie die Bezeichnung vermuten lässt, ist Wermutkraut auch Bestandteil des Absinth, eines alkoholischen Getränks, das im späten 19. Jahrhundert besonders in Künstlerkreisen beliebt war – zu den namhaften Absinthtrinkern zählen Édouard Manet, Pablo Picasso, Vincent van Gogh, Oscar Wilde und Ernest Hemingway.
Aber zurück zum Wermut. Das Getränk, wie wir es heute kennen, wurde im späten 18. Jahrhundert von dem Turiner Antonio Benedetto Carpano erfunden. Der Destillateur hatte bereits um 1780 mit dem Aufspriten, Süßen und Kräutern von Weinen begonnen, ehe er sich im Jahr 1786 auf einen weißen Muskateller als Grundlage festlegte – der Wermut als eigenständiges Getränk war geboren. Der bitter-süße Genuss, der zu 75 Prozent aus Wein bestehen und einen Alkoholgehalt von 14,5 bis 21,9 Prozent aufweisen muss, war sogleich ein Hit unter den Turiner Aristokraten. Rasch erreichte das Getränk den Hof von Vittorio Amadeo III., König von Sardinien-Piemont, der es zum Lieblingsgetränk erkor. Der Siegeszug des Wermuts nahm seinen Lauf.
Wermut: Auch in Frankreich ein Hit
Noch heute stammen mit Martini & Rossi und Cinzano die größten Wermutproduzenten aus Turin. Auch den Carpano Antica Formula nach der Rezeptur von Signore Carpano gibt es noch, er wird inzwischen von Fratelli Branca (den Fernet-Machern) in Mailand hergestellt. Neben Italien hat sich in Frankreich eine Wermut-Tradition entwickelt. Dabei gilt als Faustregel: Italienischer Wermut schmeckt eher lieblich, die französischen Varianten eher trocken. Genossen wird der Wermut vornehmlich als Aperitif mit Eis und als Ingredienz von Wermut-Cocktails.
Ach ja, der Wermutstropfen: Die Redewendung geht tatsächlich auf das Wermutkraut und seine leichte Bitterkeit zurück – Cin cin!
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