La dolce Vespa: Italiens Kultroller

Die Vespa: Italiens Kultroller

Umlagerte Vespa bei den Dreharbeiten zu "Ein Herz und eine Krone"

In der wundervollen klassischen Kinokomödie „Ein Herz und eine Krone“ spielt sie die heimliche Hauptrolle: die Vespa, auf der Kronprinzessin Anne (Audrey Hepburn) und Journalist Joe (Gregory Peck) durch das Rom der Fünfzigerjahre tuckern.

Unbeschwertheit, Freiheit, Jugendlichkeit verströmte dieser Film. Ein Gefühl des Aufatmens, acht Jahre nach den Verheerungen, die der zweite Weltkrieg angerichtet hatte. Ein Gefühl, für das die Vespa bis in die Gegenwart steht: Die Faszination überträgt sich von Generation zu Generation. Was viel mit dem knuffigen Design des Rollers zu tun hat.

Praktisch sollte sie sein, die Vespa

Das stammt von Corradino D’Ascanio, einem Ingenieur, der eigentlich Flugzeuge und Hubschrauber bauen wollte. Doch nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs war dafür kein Bedarf vorhanden. Stattdessen beauftragte sein Chef Enrico Piaggio ihn mit einer scheinbar wesentlich profaneren Aufgabe: der Konstruktion eines Motorrollers für die Massen, der vor allem funktional sein sollte. Robust, um auf den vom Krieg malträtierten Straße keine Probleme zu bekommen, sparsam im Verbrauch, preiswert in der Anschaffung. Das alles lieferte D’Ascanio – aber darüber hinaus kreierte er ein Gefährt, das schon bald zum Designklassiker avancierte. Seinen Namen bekam der Roller von Ernesto Piaggio: Als er das erste Modell präsentiert bekam, soll er ausgerufen haben: „Schmale Taille, breiter Hintern – sieht aus wie eine Wespe.“ Und das italienische Wort für Wespe lautet: Vespa.

Die Wespe kam sensationell an, zwischen 1946 und 1949 wurden in Italien 35.000 Exemplare verkauft, ab 1950 wurde der deutsche Markt erobert. Auch hierzulande fand die Vespa sofort reißenden Absatz: Der kostengünstige Roller passte perfekt in das beginnende Wirtschaftswunder, in das Lebensgefühl von Aufbruch und Zuversicht. Auch Frauen liebten die Vespa, weil sie damit fahren konnte, ohne ihre Kleidung zu beschmutzen: In den Fünfzigern setzte sich der ausladende Petticoat als In-Rock durch.

Mit dem Segen des Papstes

Ein fulminantes Ausrufezeichen setze 1960 der damalige Papst Johannes XXIII.: Er lud während der Olympischen Sommerspiele in Rom anlässlich der zweimillionsten verkauften Vespa die Fans des Rollers zur Audienz. Doch auch in der Subkultur fand der Roller viele Fans: So zum Beispiel bei den britischen Mods. Im Anzug mit Parka drüber knatterten die meist jugendlichen Mods auf der Suche nach schnellen Kicks durch die Gegend. Auch hier gibt es einen Film, in dem die Vespa, aber auch das Konkurrenzprodukt, die Lambretta, eine tragende Rolle spielt: „Quadrophenia“, die Verfilmung eines Albums der legendären Band The Who.

Der Hype um die Vespa ist immer noch ungebrochen. In allen deutschen Großstädten finden sich Vespa-Clubs, und sogar ein eigenes Magazin für den Roller haben Enthusiasten inzwischen auf die Beine gestellt. Es heißt, überaus passend: „Die Wespe“.

 
Bild: © Setfoto „Ein Herz und eine Krone“, Paramount Home Entertainment Germany GmbH

Vom 03.06.2015  |  Kategorie: