Die schönsten Italien-Romane, Teil 1: Urlaubslektüre
Klangvolle Name hat Italiens schreibende Zunft hervorgebracht: vom Gesellschaftsanalytiker Giovanni Boccaccio („Il Decamerone“) über den Dichter Dante Alighieri, dessen „Göttliche Komödie“ bis heute zu den einflussreichsten Werken der Literaturgeschichte zählt, bis zu Umberto Eco, den genialen Semiotiker, der seinen Durchbruch im Mainstream mit dem Mittelalterkrimi „Der Name der Rose“ hatte.
Anspruchsvolle Kost, die für einen Sommerurlaub vielleicht ein bisschen heftig wäre. Aber trotzdem: So wie wir bei Andronaco auf die Qualität unserer Lebensmittel achten, so sehr geht es uns auch bei Literatur um das Schöne, Gute, Wahre. Und eines ist klar: Nicht nur Italiener haben großartige Romane über Italien geschrieben. Deshalb sind gleich drei Nicht-Italiener in unserer Auswahl enthalten.
Historisch: „Imperium“
Band 1 einer Trilogie, die vom Leben und Wirken des brillanten Politikers und Redners Cicero erzählt. Vielleser können natürlich auch Band 2 („Titan“) mit in den Urlaub nehmen, Band 3 hingegen ist bislang noch nicht veröffentlich worden. Was daran liegen könnte, dass der britische Schriftsteller Robert Harris sich nicht nur für historische Stoffe interessiert, sondern auch über die Gegenwart einiges zu sagen hat, wie man an den Thrillern „Ghost“ (verfilmt als „Der Ghostwriter“) und „Angst“ sehen kann. Aber zurück ins Rom knapp 100 Jahre vor Christi Geburt. In „Imperium“ widmet sich Harris dem Aufstieg Ciceros, der sich als junger Senator anschickt, sich in Rom einen Namen zu machen. Schnell durchschaut Cicero die Intrigen, die hinter den Kulissen der Macht gesponnen werden, und weiß sein Wissen zu seinem Vorteil zu nutzen. Ein hoch spannendes Buch, bei dem ein Strandtag wie im Fluge vergeht. (Heyne, 9,99 Euro)
Schmöker: „Der Gattopardo“
Einer der ganz großen Klassiker der italienischen Literatur – schwelgerisch, melancholisch, hemmungslos nostalgisch. Geschrieben hat ihn ein Mann, der einen klangvollen Namen trug: der Literaturwissenschaftler Giuseppe Tomasi di Lampedusa, dessen einziger Roman „Der Gattopardo“ erst nach seinem Tod im Alter von nur 60 Jahren veröffentlicht wurde. Ein halbes Jahrhundert umfasst die Handlung dieses epischen Romans, der die Geschichte des Fürstenhauses Salina erzählt. Das Buch spielt in den Jahren zwischen 1860 und 1910 und atmet italienische Geschichte, ist gleichzeitig aber auch eine packende Liebesgeschichte. Der Roman wurde unter dem Titel „Der Leopard“ kongenial verfilmt, Regie führte Luchino Visconti, die Hauptrollen übernahmen Burt Lancaster, Alain Delon und Claudia Cardinale. (Piper, 10 Euro)
Spannung: „Der talentierte Mr. Ripley“
Einen spannenden Kriminalroman, der die dunklen Seiten des Dolce Vita zeigt, hat die Amerikanerin Patricia Highsmith mit „Der talentierte Mr. Ripley“ geschrieben. Sie erzählt die Geschichte des amerikanischen Underdogs Tom Ripley, der in Italien in den Bann seines Landsmannes Dickie gerät, einem reichen Tunichtgut. Nachdem dieser ihn fallenlässt, beschließt Tom, Dickie umzubringen und dessen Identität anzunehmen. Schon bald droht er sich in einem Dickicht aus Lügen zu verlieren. Bereits aus dem Jahr 1955 stammt dieser Thriller, hat aber bis heute nichts von seiner Wirkung verloren. Trotz des düsteren Themas besitzt „Der talentierte Mr. Ripley“ eine südländische Leichtigkeit, der den Roman zur idealen Lektüre im Italienurlaub macht. (Diogenes, 13 Euro)
Literarisch: „Die Verachtung“
Auch Alberto Moravia erzählt in seinem Romanklassiker „Die Verachtung“ von den Verlockungen des Dolce Vita. Emilia will mehr vom Leben, als der erfolglose Schriftsteller Riccardo ihr bieten kann. Deshalb sucht dieser nach einer lukrativeren Beschäftigung beim Film. Sein Job: In einer schicken Villa auf Capri soll er das Drehbuch für eine Kinoversion der „Odyssee“ umschreiben. Doch Emilia findet zu viel Geschmack am Lebensstil der Reichen und Schönen, was zu einer Ehekrise führt. Ein faszinierender Stoff, der Vorlage für einen der zugänglichsten Filme des Regisseurs Jean-Luc Godard war. Vor allem die Szenen, in denen seine Hauptdarstellerin Brigitte Bardot nackt zu sehen ist, sorgen dafür, dass der Film bis heute nicht vergessen ist. Das Buch hingegen ist inzwischen eher ein Geheimtipp. (Wagenbach, 11,90 Euro)
Action: „Illuminati“
Was die literarische Qualität angeht, ist „Illuminati“ sicherlich das Leichtgewicht unter diesen fünf Romanen. Aber wer am Strand atemlose Spannung und viel Action sucht, der ist bei Dan Brown in guten Händen. Ein Großteil der auf einen einzigen Tag verdichteten Handlung spielt in der Vatikanstadt, wo ein jahrhundertealter Orden grausige Ritualmorde begeht. Eine rasante Jagd auf die Mörder beginnt und führt über zahlreiche bekannte Plätze und durch viele Kirchen der Vatikanstadt und Roms. Böse Kritikerzungen behaupten zwar, dass „Illuminati“ ein besserer Reiseführer als ein Thriller ist – aber der Erfolg gibt Dan Brown recht: Das Buch verkaufte sich weltweit millionenfach und wurde erfolgreich verfilmt. (Bastei Lübbe, 9,99 Euro)
Zum zweiten Teil unserer Literaturvorstellung geht es hier entlang: Die schönsten Italien-Romane, Teil 2: Klassiker
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