Die schönsten Italien-Romane, Teil 2: Klassiker
Wir haben uns auf moderne Klassiker beschränkt und darauf geachtet, dass die vier Romane, die wir Ihnen ans Herz legen möchten, nicht nur extrem wichtig, sondern ebenso unterhaltsam sind. Viel Spaß bei der Lektüre!
Lehrreich: Der Name der Rose
Einer für alle: Umberto Ecos Roman „Der Name der Rose“, der 1982 in Deutschland auf den Markt kam, gefiel Krimifans ebenso wie Anhängern historischer Schinken, Romantikern ebenso wie Literaturwissenschaftlern. Und so wurde das Buch nicht nur ein gigantischer Bestseller, sondern wenige Jahre später auch erfolgreich verfilmt: Co-produziert von Bernd Eichinger (u. a. „Die unendliche Geschichte“) und in vielen Nebenrollen mit deutschsprachigen Schauspielern von Helmut Qualtinger bis Volker Prechtel besetzt. Die Hauptrolle aber spielte mit Sean Connery ein internationaler Superstar. Er schlüpfte in das Mönchsgewand von William von Baskerville (eine Anspielung auf die Sherlock-Holmes-Story „Der Hund von Baskerville“), ein Franziskanermönch, der im Jahr 1327 zu Besuch in einer Benediktinerabtei im Appenin ist – und schon bald eine Mordserie aufklären muss. Ein Unbekannter bringt reihenweise Mönche ums Leben. „Der Name der Rose“ funktioniert als spannender Krimi ebenso wie als lehrreicher historischer Roman und als Liebesgeschichte. Und wer sich in der Literaturgeschichte auskennt, wird seine helle Freude haben: Kaum eine Seite (von immerhin je nach Auflage um die 700), auf der Umberto Eco keine Anspielung auf einen Klassiker der Weltliteratur versteckt hat. Viel Spaß beim Suchen! (dtv, 9,90 Euro)
Skandalös: Kokain
Zu „Erich Kästner auf Speed“ erklärte „Die Welt“ den italienischen Skandalautor Pitigrilli. Das war am 9. Mai 2012, dem Tag, an dem der 1975 verstorbene Skandalautor 120 Jahre alt geworden wäre. Sein berühmtestes – oder sollte man besser sagen berüchtigtes? – Werk „Kokain“ ist im Jahr 1921 in Italien erschienen. Dass man nach fast 100 Jahren immer noch mit großer Ehrfurcht davon spricht, beweist, welchen nachhaltigen Eindruck dieser Roman gemacht hat. In Deutschland war das Buch, das ohne moralischen Zeigefinger von den Kokain-Abenteuern eines Italieners in Paris erzählt, lange Jahre auf dem Index für jugendgefährdende Schriften. Das lag nicht nur an seiner realistischen Schilderung der Drogeneskapaden, sondern auch an dem tabulosen Zynismus, mit dem Pitigrilli eine dekadente Gesellschaft beschrieb, die sich ganz dem Rausch der Sinne hingab. Sein Motto: „Die Moral ist wie eine Trichine: Sie lebt im Schweinefleisch.“ Schockieren kann „Kokain“ heute nicht mehr, erstklassige Unterhaltung bietet der Roman aber immer noch. (rororo, 8,99 Euro)
Verzwickt: Wenn ein Reisender in einer Winternacht
Dieses Buch ist ein Wunderwerk. Dem italienischen Schriftsteller Italo Calvino gelang es mit „Wenn ein Reisender in einer Winternacht“ einen experimentellen Roman zu schreiben, der gleichzeitig höchst vergnüglich ist. Es ist ein literarisches Verwirrspiel, die Geschichte dreht sich um einen Leser, der ein super spannendes Buch gekauft hat, aber schon bald feststellt, dass sein Exemplar fehlerhaft ist und die Geschichte quasi immer wieder von vorn beginnt. Nichts geht wirklich voran, aber die immer neuen Irrungen und Wirrungen halten nicht nur den Leser im Roman, sondern auch uns in Atem. Und eine schöne, ironisch gebrochene Liebesgeschichte hat Calvino auch noch eingebunden. Ein hoch literarischer Spaß und eines der cleversten Bücher, das jemals geschrieben wurde. (Fischer, 9,99 Euro)
Spannend: Romanzo Criminale
Auf eine Zeitreise ins Rom der Siebzigerjahre nimmt uns Giancarlo de Cataldo in „Romanzo Criminale“ mit. Hier versuchen drei junge Männer – der Libanese, Dandi und Freddo – zu den Verbrecherkönigen der Stadt aufzusteigen. Drogen, Prostituierte, illegales Glücksspiel – bald haben sie überall ihre Finger drin. Ihr Aufstieg scheint unaufhaltsam, doch der Erfolg bringt auch Neider auf den Plan – die Mafia will ein Stück vom Kuchen abhaben. Auch die Polizei hat die Bande auf dem Kieker. Der ehrgeizige Commissario Scialoja hat allerdings auch persönliche Motive, er ist in die Edelnutte Patricia verliebt, die Freundin von Dandi.
Giancarlo di Cataldo weiß genau, wovon er schreibt – er hat als Richter der berüchtigten Magliana-Bande den Prozess gemacht, die das Vorbild für die Gang in „Romanzo Criminale“ war. In Italien war das Buch ein gigantischer Erfolg, wurde bereits zweimal verfilmt: 2005 als Spielfilm von Michele Placido und 2008 als Serie. Vor allem die von Sky produzierte Serie, die es auf zwei Staffeln brachte, ist richtig gelungen, trotzdem sollte man zuerst das packende Buch lesen. Nicht umsonst sagt man über de Cataldo, dass er den Literaturnobelpreis bekommen würde – wenn nur die Römer wählen dürften. (Aufbau, 12,99 Euro)
Mehr italienische Bücher finden Sie hier: Die schönsten Italien-Romane, Teil 1: Urlaubslektüre
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