La musica italiana – Teil 2: Mehr als Sehnsuchtsschlager
Und so ist es nicht verwunderlich, dass viele der immer noch großen Stars mittlerweile in die Jahre gekommen sind. Sie singen mal mehr, mal weniger kritische Texte und mit unterschiedlichem Erfolg. Aber immer mit viel Gefühl.
Zum Mitsingen: Die Hits von Lucio Dalla
Zum Beispiel Lucio Dalla („Balla balla ballerino“, „Washington“), der mit „Caruso“ eine Hymne an den großen italienischen Tenor schreibt, die von vielen anderen Sängern, darunter auch Luciano Pavarotti und Andrea Bocelli gecovert wurde. Es gibt kaum einen Italiener der seine Songs wie „Cosa sarà“ oder „Se io fossi un angelo“ nicht kennt und kaum einen, der sie nicht mitsingen kann. Als er vor drei Jahren starb, war das ganze Land in Trauer – und so mancher diesseits der Alpen.
Denn auch als Besucher aus Deutschland bleibt man ihr treu, der musica italiana. Es müssen die Erinnerungen sein, die man mit diesen Liedern verbindet. Denn zugegeben ist es oft nicht die hohe Kunst des Songwriting oder die ausgeklügelte Komposition, die einen bei den Klängen weich werden lässt. Es ist der erste Autogrill nach der Grenze, an dem die Eltern eine Pause eingelegen, um sich selbst den ersten Espresso und den Kindern eine Aranciata zu spendieren. Es sind die Abendessen auf der Piazza des Ferienortes, wo man lernt, dass Spaghetti Bolognese ganz anders schmeckt als Nudeln mit Soße.
Musik, die Erinnerungen wach werden lässt
In den kleinen Gassen spielen einheimische Straßenmusiker Songs der großen Stars nach. Erst viel später realisiert man, dass es Stücke von Claudio Baglioni („Strada facendo“), Riccardo Fogli („Storie di tutti i giorni“) oder Umberto Tozzi („Gloria“) sind. Heute verbindet man ihre Musik mit dem Geschmack von Zitronen- und Pistazieneis, das damals in jeder Gelateria ein wenig anders schmeckte und das man heute noch am liebsten isst. Schöne Erinnerungen an die ersten Begegnungen mit einer anderen Lebensart.
Oder man denkt man bei Angelo Branduardi („La pulce d’acqua“), Renato Zero („Il cielo“) und Vasco Rossi („Vita spericolata“) an Kirchen und antike Ruinen, die man in seiner Jugend despektierlich als alte Steinhaufen bezeichnet hat. Doch ging man ohne zu murren mit auf Sightseeingtour, durfte man sich beim nächsten Restaurantbesuch zum Nachtisch Orangeneis in der Plastikfrucht bestellen. Dazu tönte aus der Anlage „Mamma Maria“ von Ricchi e Poveri, und Al Bano und Romina Power beschworen mit „Felicità“ das Glück, in Italien zu sein.
Der Soundtrack zur WM 1990
Als Teenager-Mädchen verfällt man Eros Ramazzotti („Terra promessa“) und Raf („Self Control“), als junger Mann verliebt man sich erst in die rauen, kraftvollen Stimmen von Loredana Bertè („Non sono una signora“) und Alice („Messaggio“) und dann in ihre attraktiven Erscheinungen. Die rauchigste Stimme von allen hat jedoch Gianna Nannini („Bello e impossibile“), die gemeinsam mit Edoardo Bennato („Viva la mamma“) den offiziellen Song „Un’estate italiana“ zur Fußball-WM 1990 aufnimmt. In diesem italienischen Sommer wurde ausgerechnet Deutschland Weltmeister. Im selben Jahr gewinnt Toto Cutugno („L’italiano“) mit seiner Komposition „Insieme“ den Grand Prix Eurovision de la Chanson. Darin besingt er die Hoffnungen, die in die Verhandlungen zur Bildung der Europäischen Gemeinschaft gesetzt werden.
Sicher wurde die Geschichte der Pop- und Rockmusik von Italien nicht so maßgeblich geprägt wie etwa von England, aber hat einen die Liebe zum italienischen Schlager einmal gepackt, lässt sie einen nie mehr los. Man bleibt ihm treu und singt im Auto oder zu Hause Lieder von Jovanotti („Raggio di sole“), Nek („Laura non c’è“), Laura Pausini („Tra te e il mare“) und Tiziano Ferro („Perdono“). Manch einer hat sich vielleicht in der Zwischenzeit den Traum vom Haus in der Toskana erfüllt, einen italienischen Lebenspartner gefunden und fährt einen (neuen) Fiat 500. Manchen genügt schon ein starker Caffè oder ein Prosecco auf Eis, um sich wie in Italien zu fühlen.
Mehr zu Italiens Musik lesen Sie in unserem ersten Teil: La musica italiana – Teil 1: Die große Sehnsucht
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