Was sollte man über die Abruzzen wissen?
Die Abruzzen – zwischen Klein-Tibet und der Küche des Teufels
Auf Landkarten erscheint die Region Abruzzo mit ihrer Hauptstadt L‘Aquila als ein Stück Mittelitaliens, aber historisch bildet sie schon lange den nördlichsten Teil Süditaliens. Die Abruzzen sind etwa so groß wie Schleswig-Holstein, besitzen zwar eine viel kürzere Küstenlinie als Deutschlands Nordlichter, dafür aber bis zu 2.912 Meter hohe Berge wie den Gran Sasso. Zwischen Badestränden mit Palmen im Hintergrund und kargen Hochplateaus wie dem Campo Imperatore – Spitzname „Kleines Tibet – liegen hier nur wenig mehr als 20 Kilometer Luftlinie. Gebirgszüge wie dieser und noch mehr kleinere Bergs- oder Hügellandschaften prägen das Bild der Abruzzen. Etwa ein Drittel der Region steht ganz im Zeichen der Natur – gleich drei Nationalparks, ein Regionalpark und eine Reihe von Landschaftsschutzgebieten zählen zu den beliebtesten Ausflugszielen der Abruzzen.
Unberührte Natur und seltene Tierarten in Abruzzo
Von Italiens ältestem Naturschutzgebiet, dem Parco d’Abruzzo, Lazio e Molise, liegen rund Dreiviertel auf dem Gebiet der Abruzzen. Er zeigt eine große Anzahl seltener Pflanzen und Tiere. Neben Gämsen, Luchsen, Falken oder raren Singvögeln zählen nach einigen Dutzend Wölfen etwa doppelt so viele Braunbären zu den berühmtesten Parkbewohnern. Bären gibt es auch im zweiten Nationalpark Majella. Hier lassen sich aber ebenso Fischotter oder Steinadler in freier Natur beobachten. Der dritte Nationalpark Gran Sasso liegt ganz im Hochgebirge mit dem südlichsten Gletscher Europas, dem Calderone, dem malerischen Bergsee Campotosto oder dem Tal der hundert Wasserfälle.
Dort oben wohnen nur wenige, aber in den anderen Parks beeindruckt, wie harmonisch die Menschen in vielen kleinen, alten Dörfern im Einklang mit der Natur leben. Und auch an touristische Gäste ist gedacht: Überall gibt es kurze wie lange Wander- oder Radwanderstrecken zum Entspannen in den unberührten Landschaften der Abruzzen. Zur Stärkung nach einer solchen Tour warten dann viele regionale Spezialitäten.
Kulinarisches aus den Abruzzen
In den Ebenen der Region erstrecken sich riesige Weizenfelder. Von ihnen kommen viel Hartweizengrieß und -mehl für die typisch italienische Pasta. Früher wurden die frischen Nudeln sogar zum Trocknen auf den Straßen aufgehängt. Ein anderes großes Anbauprodukt ist der Safran, der allerdings fast ausschließlich in den Export geht. Daneben zählt die Region neben dem Piemont oder der Toskana zu den wichtigsten Trüffellieferanten Italiens. Schwarze wie weiße Trüffel, Sommer- und Burgundertrüffel kommen von hier.
Weinliebhaberinnen und -liebhaber schätzen die Abruzzen für Tropfen wie den tiefroten, fruchtig-würzigen Montepulciano d’Abruzzo oder den ebenso trockenen, aber blumig-frischen Trebbiano d’Abruzzo. Beide Weine passen gut zu den regionalen Spezialitäten wie beispielsweise den kleinen Lammspießen Arrosticini oder dem Sugo mit Bauchspeck, Tomaten, Pecorino und Peperoncini. Letztere gehören fest zur Küche in Abruzzo und finden sich selbst noch in der lokalen Wurstspezialität Ventricina-Salami.
Italien ganz in Ruhe genießen
Wegen der omnipräsenten Schärfe gilt vielen im Rest Italiens die Küche der Region als „Küche des Teufels“. Dazu passt ein abschließender Besuch der berühmten Schwefelquellen des Lavino-Flusses im Vallone Santo Spirito im Majella Nationalpark. Sein Quellwasser ist sehr schwefelhaltig und verleiht den Ursprüngen des Flusses zu jeder Jahreszeit ein schillerndes blau-türkises Farbenspiel. Hier findet sich nur eines der vielen Natur-Highlights in den Abruzzen. Selbst in größeren Höhen sind sie noch gut zu erreichen, und andere wie die traumhaften Landschaftsschutzgebiete rund um Vasto liegen gleich direkt am Meer. Für solche malerischen Landschaften und ganz viel Ruhe stehen die Abruzzen bei jedem hoch im Kurs, der sie einmal besucht hat. Dennoch zählt die Region aber immer noch eher zu den Geheimtipps für eine Italienreise.