Der Bellini – Bellissimo!
Unscheinbar ist Italiens berühmteste Bar von außen, angenehm unspektakulär innen. Schade nur, dass man davon oft sehr wenig mitbekommt, denn „Harry’s“ ist meistens belagert und überlaufen. Früher tummelte sich hier der internationale Glamouradel aus Filmstars, Schriftstellern und Eurotrash, heute drängeln sich vor der Bar vor allem Touristen, die auf ein schnelles Selfie aus sind. Berühmt ist „Harry’s“ nicht nur wegen seiner ehemals exklusiven Klientel, sondern auch wegen eines Cocktails, der von hier aus die Welt eroberte: der Bellini.
Der Bellini: Zwei Zutaten, ein perfekter Drink
Der Bellini besteht eigentlich nur aus zwei Zutaten: drei Viertel trockener Prosecco (natürlich ist auch Champagner eine Option) und ein Viertel Pfirsichpüree. Puristen machen es wie die Barkeeper im „Harry’s“ und nehmen für das Püree ausschließlich weiße Pfirsiche. Die Zubereitung könnte einfacher nicht sein: Das Pfirsichpüree in ein Glas geben (bei „Harry’s“ nehmen sie Wassergläser statt Sektkelche oder Cocktailgläser) und mit dem Prosecco aufgießen. Wichtig ist vor allem, dass das Püree gefroren ins Glas kommt und der Prosecco eiskalt ist. Nur so erhält der Bellini seine unvergleichliche Konsistenz und schaumige Krone. Ein Tipp: Sollte das Püree einmal nicht süß genug sein, ist es auch im „Harry’s“ durchaus nicht verpönt, dem Drink ein wenig Zucker oder Sirup hinzuzugeben.
Wann genau der Bellini erfunden wurde, ist nicht verbürgt. Auf jeden Fall nach 1931, denn das ist das Jahr, in dem Giuseppe Cipriani zusammen mit seinem amerikanischen Finanzier Harry Pickering „Harry’s Bar“ gründete. In den Fünfzigerjahren wiederum, als Ernest Hemingway und Aristoteles Onassis die Bar zum Wasserloch ihrer Wahl erklärten, gab es den Bellini bereits. Vielleicht ist ja an der Legende etwas dran, dass Giuseppe Cipriani den Drink anlässlich einer Ausstellung des Künstlers Giovanni Bellini kreierte, die 1938 in Venedig stattfand. Die Farbe der Toga eines Heiligen in einem von Bellinis Gemälden ist dieser schönen Geschichte nach die Inspirationsquelle für den Cocktail. Zum Glück musste Giovanni Cipriani, der 1980 starb, nicht mehr miterleben, wie sein Drink zum Massenartikel wurde: Heute wird der Bellini fertig gemixt in Dosen und Flaschen verkauft. Bei „Harry’s“ käme so etwas natürlich nicht ins Glas, hier werden noch die alten Standards hochgehalten. So viel Tradition hat leider ihren Preis: Einen Bellini gibt es nicht unter 16,50 Euro.
Was in „Harry’s Bar“ noch erfunden wurde
Übrigens: Nicht nur der Bellini, auch eine weitere italienische Spezialität wurde bei „Harry’s“ erfunden: das Carpaccio. Die Spezialität aus dünn geschnittenem, rohem Rindfleisch wird bis heute in „Harry‘s Bar“ serviert. Und spätestens nach dem dritten Bellini, wenn man die japanischen Touristen nicht mehr wahrnimmt und im Geiste mit Orson Welles und Ava Gardner über Gott und die Welt plaudert, kann man eine Stärkung gut gebrauchen. Und einen weiteren Bellini natürlich…
Adresse:
Harry’s Bar
Calle Vallaresso 1323
30124 Venedig
Venetien
Öffnungszeiten: täglich 10.30 bis 23 Uhr
http://www.harrysbarvenezia.com/
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