Magischer Wein: Barbaresco
Ein Barbaresco möchte nicht nur getrunken, er möchte erforscht werden. Anspruchsvolle Genießer ergründen das ausdrucksstarke Aroma, das den sogenannten „Wein der Königin“ kennzeichnet.
Barbaresco: Eng verwandt mit dem Barolo
Barbaresco-Wein wird oftmals in einem Atemzug mit dem Barolo genannt. Beide Rotweine stammen aus dem Piemont und zählen zu den italienischen Spitzenweinen mit der höchsten Qualitätskennzeichnung DOCG (Denominazione di Origine Controllata e Garantita). Zufall? Ganz und gar nicht! Der Barbaresco kann ohne Frage als kleine Schwester des Barolo bezeichnet werden. Die Zuordnung zum weiblichen Geschlecht ist dabei keineswegs unbedacht gewählt. Während Önologen und Sommeliers den Barolo als wuchtig und kantig mit harschen Gerbstoffen beschreiben, werden dem Barbaresco weitaus weiblichere Eigenschaften zuteil: Ein Barbaresco gilt wegen seiner feinen, eleganten Noten als femininer Wein.
Weiterer Grund für die Geschwisterlichkeit beider Rotweine: Sie werden ausschließlich aus den Trauben der Nebbiolo-Rebe gekeltert. Die Anbaugebiete trennen nur wenige Kilometer: Während sich südwestlich der Provinzhauptstadt Alba die Ortschaft Barolo befindet, liegt das wortwörtliche Barbaren-Dorf Barbaresco nordöstlich von Alba, nahe des Flusses Tanaro.
100 Prozent Nebbiolo-Trauben sorgen für einen ausgereiften Geschmack
Wer nun glaubt, Rebsorte und geographische Lage bringen ein und denselben Wein hervor, der irrt allerdings! Die Hügel des Barbaresco in der piemontischen Region Langhe liegen niedriger als die des Barolo und besitzen eine andere Bodenbeschaffenheit. Dadurch erhält der Barbaresco seine samtige Anmutung. Die Trauben der Nebbiolo-Rebe reifen spät: Erst im Oktober, wenn der namensgebende Nebel (italienisch: la nebbia) durch die Weinberge zieht, findet die Weinlese statt. Im Anschluss an die Mostgärung muss er etwa ein Jahr im Holzfass und danach ein Jahr in der Flasche reifen, bis er in den Verkauf gelangt.
Bis der Barbaresco so bereitet wurde, wie man ihn heute kennt und schätzt, mussten seit Ende des 18. Jahrhunderts drei namhafte Önologen ihr Wissen an die Winzer in Barbaresco weitergeben. Der Franzose Luis Oudart sowie die Italiener Domizio Cavazza und Angelo Gaja haben dank der Weiterentwicklung der Kellerei den Wein aus Barbaresco zu dem gemacht, was er heute ist: Ein vorzüglicher Roter mit mindestens 12 Volumenprozent Alkohol, der feinwürzig nach Holz und Küchenkräutern, nach Veilchen und gleichzeitig fruchtig nach Kirschen und Beeren schmeckt. Der ausgewogene Geschmack dieses rubinroten Weins passt hervorragend zu einem gegrilltem Stück Rindfleisch, einem Schmorgericht mit Wild oder auch Pasta mit Trüffel.
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